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Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist ein Betrug (II) [03.04.2021]

Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist ein Betrug. Als Definition ist sie unbrauchbar und überflüssig - und darüber hinaus rassistisch und effektiv antisemitisch. Nachdem wir bereits am 13. Nov 2020 erklärt haben, dass wir die IHRA-Antisemitismus-Definition für einen Betrug halten, hier die etwas ausführlichere Begründung.

Die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) ist ein Betrug: Sie ist nicht nur als Definition wertlos und überflüssig. Da sie zum Missbrauch zum Schutz israelischer Staatsinteressen einlädt, ist sie auch noch rassistisch und antisemitisch.

1. Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist wertlos und überflüssig

Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist wertlos, da sie derart vage formuliert ist, dass sie es unmöglich macht das Phänomen des Antisemitismus von anderen angrenzenden Phänomenen abzugrenzen.
Eine Definition, die es vorsätzlich vermeidet ihrem Gegenstand klare Grenzen zu setzen, sondern die ihn vielmehr von allen Grenzen zu befreien sucht, ist wertlos.

Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist auch überflüssig. Denn es ist nicht schwierig Antisemitismus ohne Unschärfen und dubiose Beispiele zu definieren: „Antisemitismus ist die Diskriminierung von Juden oder jüdischen Organisationen und Institutionen qua deren Jüdischseins.“

Eine Definition die vortäuscht eine Definition zu sein, ist als Betrug zu betrachten.

2. Die IHRA-Antisemitismus-Definition lädt zum Mißbrauch ein

Die vage Formulierung der IHRA-Antisemitismus-Definition, vor allem aber die dazu gehörigen Beispiele laden zum Mißbrauch ein. Dazu auch Phänomene als antisemitisch zu stigmatisierten, die das gewiss nicht sind: so etwa die auf die Menschen- und Bürgerrechte sowie auf das Völkerrecht gestützten Forderungen der BDS-Kampagne. Jene von Israel mit allen Mitteln bekämpfte Kampagne zur Verteidigung des Existenzrechts der Palästinenser in deren eigenen Heimat.

3. Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist rassistisch

Die zur IHRA-Antisemitismus-Definition gehörenden Beispiele lassen Israel als Anti­semitismus-Opfer erscheinen. Israel benutzt den Vorwurf des Antisemitismus jedoch seit Jahrzehnten, um die palästinensischen Kritiker, Gegner und Opfer seiner ebenso rassistischen wie kolonialen Herrschaftspraxis zu stigmatisieren.
Mit der Deklaration Israels als Antisemitismus-Opfer, legitimiert die IHRA-Definition auch seine Herrschaftspraktiken.

4. Die IHRA-Antisemitismus-Definition ist antisemitisch

Die vage Formulierung der IHRA-Antisemitismus-Definition und die dazu gehörenden Beispiele, die Israel als ein Opfer des Antisemitismus der Palästinenser erscheinen lasssen, haben noch eine weitere Folge:
Sie legitimieren die Vertreibung und Beraubung der Palästinenser als Antisemitismus-Bekämpfung.
Israels Verbrechen an den Palästinensern werden damit zu "jüdischen" Verbrechen. Das ist antisemitisch.

Fazit

Der Hauptzweck der IHRA-Definition besteht darin, Israels palästinensische Kritiker, Gegner und Opfer - sowie deren Unterstützer - als Antisemiten zu stigmatisieren - auch jüdische Unterstützer - und Israels Verbrechen an den Palästinensern als Antisemitismus-Bekämpfung zu legitimieren.

Eine solche "Definition" darf niemals Grundlage der Antisemitismus-Bekämpfung sein.

 (ts)

Ergänzende Links:
Stellungnahme der jüdischen Stimme zum EU-Handbuch zur Anwendung der IHRA-Arbeitsdefinition des Antisemitismus (js)

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