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Bayreuth: Abfuhr für Israel-Lobbyisten [27.02.2016]

von Naji Al-Ali Die erpresserischen Versuche des Israel-Lobbyisten Benjamin Weinthal die Stadt Bayreuth durch die Drohung mit der Antisemitismus-Stigmatisierung dazu zu zwingen, die Verleihung des mit 10.000 € dotierten Wilhelmine-von-Bayreuth-Preises an die us-amerikanische Bürgerrechts und Antikriegs-Organisation Code Pink zurück zu ziehen sind gescheitert, nachdem sich der Rat der Stadt am 24. Februar in einer Abstimmung mehrheitlich für die Verleihung aussprach.

Weinthal, Fellow eines sehr gut vernetzten Neokonservativen Think-Tanks, der vorgibt Journalist zu sein, ist hierzulande vor allem als Israel-Lobbyist bekannt geworden, der seit Jahren Personen und Organisationen bedrängt und bedroht, die Israels Politik ablehnend gegenüber stehen.
Im Fall der us-amerikanischen Bürgerrechts- und Friedensorganisation 'Code Pink' hatte er insbesondere deren Eintreten für die BDS-Kampagne benutzt, um die Organisation als antisemitisch zu verleumden.

Besondere Pikanterie gewann die Bayreuther Erpressungsnummer durch die Beteiligung des Vorstands der überparteilichen (!) 'Deutsch-Israelischen Parlamentarier-Gruppe' des Deutschen Bundestags.
In einem von Volker Beck (GRÜNE), Jan Korte (LINKE), Kerstin Griese (SPD) und Gitta Connemann (CDU/CSU) unterzeichneten Brief vom 19. Februar wiederholten die Abgeordneten die substanzlosen Anschuldigungen Weinthals - und hatten dabei die Chuzpe, die jüdischen Mitglieder der Organisation des Antisemitismus zu verdächtigen.

Nachdem sich die Stadt am 25. Februar per Mehrheitsbeschluss dafür entschieden hatte an der Preisverleihung an 'Code Pink' festzuhalten, meldeten sich am Folgetag die üblichen Verdächtigen zu Wort: Der israelische Botschafter, Yakov Hadas-Handelsman, erklärte, dass er entsetzt sei, der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, äusserte sein Unverständnis und auch Rabbi Cooper vom Simon-Wiesenthal-Zentrum, das 2013 Jakob Augstein auf Platz neun der weltweiten Top-Ten des Antisemitismus gesetzt hatte, soll sich zu Wort gemeldet haben.

Ob der Einsatz Weinthals nur der internationalen Anti-BDS-Kampagne der israelischen Regierung geschuldet ist, die darauf abzielt BDS zu skandalisieren und kriminalisieren, oder ob auch der Einsatz von 'Code Pink' gegen die Drohnenkriegsführung der USA in Deutschland eine Rolle spielt, bleibt das Geheimnis seiner Finanziers.

 (ts)

Ergänzende Links:
CODEPINK Should Receive the Bayreuth Peace Prize (code pink)
Justice for Palestine (code pink)
Benjamin Weinthal - ein Beispiel für unanständigen Journalismus (watz)

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