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Über die geplante Ermordung von Hala Sbeikha (3) am 'Heiligen Abend' und das Schweigen der deutschen Medien und der Politik [29.12.2013]

Hala Abu Sbeikha (3) in den Armen ihrer Mutter Am vergangenen 'Heiligen Abend', dem 24. Dezember 2013, traf eine israelische Granate das Haus der Familie Sbeikha im Flüchtlingslager Al-Maghazi im Gazastreifen.

Splitter der Granate töteten die dreijährige Hala Sbeikha (3). Verletzt wurden ausserdem ihre Mutter Buthaina (27), sowie ihre beiden älteren Brüder Mohammed (6) und Bilal (4).

Der Tod von Hala Sbeikha war nicht etwa ein Unfall. Es war vielmehr ein staatlich geplanter Mord - von Spitzenrepräsentanten des israelischen Staates in Presse-Erklärungen angekündigt.

Kurz zuvor hatte ein palästinensischer Scharfschütze einen zivilen Mitarbeiter der israelischen Armee erschossen, Salah Abu Latif, der damit befasst war den 'Zaun' jenes Käfigs zu reparieren, der dazu dient die Familie Sbeikha zusammen mit weiteren 1.7 Millionen Palästinensern in Gaza gefangen zu halten.

Salah stammte aus Rahat, eine der Planstädte, die von Israel zu Anfang der 70'er Jahre errichtet wurden, um dort die Negev-Beduinen zu konzentrieren, die den Vertreibungen von 1948 entgangen waren. Da viele der Beduinen nach Gaza vertrieben wurden ist es durchaus möglich, dass auch Halas Familie beduinische Wurzeln hat. (Der jüngste Vertreibungplan der israelische Regierung, dem weitere 30.000 Beduinen zum Opfer hätten fallen sollen, wurde erst vor einigen Tagen auf Eis gelegt.)

Obwohl israelische 'Sicherheitskräfte' in den vorangegangenen Tagen bereits einen Palästinenser, Oudeh Hamad, erschossen und sieben weitere angeschossen hatten, konnte die israelische Regierung den tödlichen Angriff auf einen Mitarbeiter ihrer Sicherheitskräfte natürlich nicht auf sich beruhen lassen,

Der israelische Premierminister kündigte eine 'starke' Reaktion an und der israelische Präsident log, dass Gaza nicht besetzt sei, und dass Israel die 'Sicherheit' wieder herstellen werde.

Am Abend des 24. Dezember stellt der israelische Staat die Sicherheit wieder her - die New York Times sprach von 'Vergeltung' - indem er unter anderem das Haus der Familie Sbeikha mit Granaten beschoss und so die kleine Hala tötete.

In Deutschland rief der Tod von Hala Abu Sbeikha kein nennenswertes mediales Interesse hervor. Der SPIEGEL berichtete, dass Maan den Tod eines Kindes gemeldet habe. Bei der Deutschen Presseagentur war zu lesen, dass Ärzte in Gaza den Tod einer vierjährigen bekannt gegeben hätten.

Der Grund für das Desinteresse an dem Tod von Hala Abu Sbeikha ist leicht zu verstehen: In Deutschlands Medien ist Konsens, dass Israels Recht auf Vergeltung die Ermordung von Kindern mit einschliesst. Selbst wenn Israel hunderte von palästinensischen Kindern in Gaza ermordet, so wie 2008, reproduzieren deutsche Medien stoisch die Lügen und Rechtfertigungen der Mörder.

Der eigentliche Grund für diesen Non-Skandal ist, dass die Unterstützung Israels Teil der deutschen Staatsraison ist.

Die Folge ist, dass in den staatsnahen Medien und der Politik ein Konsens darüber besteht, dass Israel über dem Recht steht, dass alles was Israel tut Recht ist (!), und dass es das Recht hat straflos jedwedes Verbrechen an Palästinensern oder seinen arabischen Nachbarn zu begehen.

Man erinnere sich nur an die Darstellung des israelischen Überfalls auf die Mavi Marmara, bei der sich die Fernsehmoderatoren geradezu überschlugen, um sich mit den israelischen Angreifern gemein zu machen. Oder an die unerträglichen Volten des nunmehr Vizekanzlers Sigmar Gabriel, der nach seinem Besuch in Hebron völlig richtig feststellte, dass Israel ein Apartheidsstaat ist - um dann sofort zurückzurudern und viele Monate später eine Koalition mit der Linkspartei mit der Begründung abzulehnen, dass diese antisemitisch (!) sei.

Fazit: Solange Israel Teil der deutschen Staatsraison ist, solange sind von deutschen Medien und Politikern nur grenzenloser Opportunismus, Zynismus und Menschenverachtung zu erwarten - und das nicht etwa nur im Nahost-Kontext.

 (ts)

Ergänzende Links:
Escalation of Israeli attacks on Gaza kills two, injures at least 14, over five days (ism)
Israel’s right to be racist (J. Massad)

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