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Ziviler Widerstand: zwischen Besatzern & Palästinensischer Autonomiebehörde (29. Nov 2015)
Für den letzten Sonntag dieses Novembers, den 29. November, hat das
'Cafe Palestine' Saeed Amireh (24), Mitglied von Nilins Volkskomitee,
nach Bonn eingeladen, der zuletzt im November 2012 unser
Gast war.
Nilin
Saeed Amireh (24) stammt aus Nilin, einem in Zone 'C' der Westbank gelegenen
Städtchen mit 5.000 Einwohnern, das drei Kilometer östlich von der
Grünen Grenze und 17 Kilometer westlich von Ramallah liegt.
Die grösste Bedrohung Nilins ist der unersättliche Landhunger
der nahe gelegenen jüdischen Siedlungen sowie der 'Sicherheits-Mauer',
an die Nilin bereits rund 80% seiner Fläche verloren hat.
Nilins Widerstand gegen die Mauer
Der Widerstand der Bewohner Nilins gegen die Mauer begann im Jahr 2004:
bis zum Jahr 2008 vermochten sie die Mauer mit den Mitteln
des Protests und der Unterstützung von Anwälten aufzuhalten.
Nachdem das Oberste israelische Gericht im Mai 2008 den Bau der Mauer
auf dem Land Nilins genehmigt hatte, schlugen die Besatzer die
andauernden unbewaffneten Proteste der Einwohner mit brutalster Gewalt
nieder.
Anfang Juli 2008 wurde Nilin einer viertägigen Ausgansgsperre unterworfen,
welche die israelische Armee nutzte, um eine
Spur der Verwüstung
durch das Städtchen zu ziehen.
Im selben Monat erschossen israelische Soldaten den zehnjährigen
Ahmad Moussa
in Anwesenheit des damals 16-jährigen Saeed.
Am Tag von Moussas Beerdigung wurde der siebzehnjährige Yousuf Amireh erschossen.
Gegen Jahresende wurden der zweiundwanzigjährige Arafat Khawaje und der
achtzehnjährige Mohammed Khawaje bei Protesten gegen den Überfall
auf Gaza erschossen. Und am 5. Juni des Folgejahres, 2009, fiel der 36-jährige
Aqil Srour
israelischen Kugeln zum Opfer.
Seitdem wurden hunderte von Protestierern angeschossen und
teilweise schwer verletzt: einige trugen bleibende Behinderungen
davon.
Folgen für Saeeds Familie
Nachdem sich der Vater Saaeds, Ibrahim, dem Niliner Volkswiderstandskomitee
anschloss, wurden er und seine Familie zu bevorzugten Zielen der Besatzer.
Als erstes verlor Ibrahim die israelische Arbeitserlaubnis und damit die
Haupteinkommensquelle der Familie. Dem schlossen sich Verhaftungen an.
Das Haus der Amirehs wurde danach mehr als 25-mal Ziel von zerstörerischen
Durchsuchungen, was insbesondere die jüngeren Geschwister Saeeds stark traumatisierte.
Saeed wurde kurz vor seiner Schulabschlussprüfung wegen der Beteiligung
an den Protesten verhaftet und für vier Monate unter menschenunwürdigen
Bedingungen eingesperrt. Die Brutalität und die Infamie der israelischen
Militärjustiz lernte er so aus nächster Nähe kennen.
Im Januar 2010 wurde Saeeds Vater wegen der Organisation 'illegaler Demonstrationen'
zu zwei Jahren Gefängnis
verurteilt.
Mit einer Internetkampagne gelang es Saeed jedoch genügend Mittel aufzutreiben,
um den Vater schon nach einem Jahr freizubekommen.
Botschafter des Widerstands
Saeed schloss sich wie sein Vater dem Volkswiderstandskomitee Nilins an und begann
nach Wegen zu suchen, um Unterstützung für Nilin zu organisieren.
Nach der von ihm initierten erfolgreichen Kampagne für die Freilassung
seines Vaters, suchte er nach weiteren Möglichkeiten, um Unterstützung
im Ausland zu gewinnen. Dazu verliess er 2011 erstmals Nilin,
um auf einer Veranstaltungstour in Europa neue Mitstreiter zu gewinnen.
Vortrag
In seinem Vortrag wird Saeed zunächst über die sogenannte "neue Gewaltwelle"
berichten - gerade so, als ob 48 Jahre Besatzung nicht eine permanente Gewaltorgie
darstellten - der bislang 85 Palästinenser und 12 Israelis zum Opfer gefallen
sind. Er wird versuchen zu erklären, was die unkoordinierten Attacken zumeist
jugendlicher Palästinenser ausgelöst hat - und ob wir nach seiner Meinung
am Anfang einer dritten Intifada stehen oder nicht.
Der Schwerpunkt des Vortrags wird jedoch auf der Betrachtung der Rolle der
'Palestinian Authority' stehen, der nominellen Regierung der Palästinenser.
Wie steht die PA zur oben erwähnten "neuen Gewaltwelle" und wie verhält sie
sich gegenüber dem unbewaffneten Widerstand in Nilin?
Ist sie mehr Feind oder Freund?
Tour
Ausser in Bonn wird Saeed November in folgenden Städten aufreten: Neuss (24. Nov),
Duisburg (25. Nov), Bielefeld (26. Nov), Herford (27. Nov), Göttingen
(30. Nov), Berlin (1. Dez), Prague (3.(Dez), Bonn (4. Dez), Kassel (5. Dez),
Kassel (7. Dez), Frankfurt-Main (8. Dez).
Detail-Informationen zu den Auftrittsorten finden Sie
hier wieder.
Das 'Palästina-Cafe' findet an jedem 1. Sonntag des jeweiligen Monats,
um 15:00 Uhr, im Bonner
Migrapolis-Haus in der Brüdergasse 16-18
statt.
Geplant sind Vorträge, Lesungen und Performances jedweder Art, die
in irgendeiner Form mit Palästina oder Israel in Beziehung stehen.
Nebenbei werden diverse kunsthandwerkliche Artikel aus Palästina angeboten
werden sowie Literatur aus und über Palästina und die arabische Welt.
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(ts)
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