Institut für Palästinakunde
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Bonner Generalanzeiger: 'BDS erinnert an "Kauft nicht bei Juden"?' [08.03.2018]

BDS ist eine ist Rechts- und keine Boykott-Kampagne Der folgende Text bezieht sich auf ein am 5. März 2018 im General-Anzeiger veröffentlichtes Interview mit den beiden Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Bonn.

Das Unvermögen zwischen Juden und Israel zu differenzieren, ist sicher einer der Hauptgründe dafür, daß jüdische Menschen, die sich öffentlich als solche zu erkennen geben, zunehmend mit beklagenswerten Anfeindungen oder Angriffen konfrontiert sind. Dabei tragen Juden natürlich keine Verantwortung für die Politik Israels gegenüber den Palästinensern.


Die notwendige Differenzierung wird jedoch nicht nur durch den Umstand erschwert, daß Israel beansprucht der 'Jüdische Staat' zu sein, sondern auch durch jüdische Offizielle in Deutschland, die sich als Statthalter Israels gerieren.

Die Arbeit deutscher Medien ist nicht etwa von einem Mangel an Beachtung für die von Palästinensern ausgehende Gewalt gekennzeichnet, sondern durch die nahezu vollständige Ausblendung der Gewalt der Besatzung. Welche Tageszeitung berichtet schon über die alltägliche systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen der Palästinenser - der von Häusern, Schulen, Straßen, Solaranlagen, Brunnen, Strom- oder Wasserleitungen?

Die von Palästinensern initiierte BDS-Kampagne ist keine Boykott- sondern eine Rechts-Kampagne. Ihr Ziel besteht darin, das geltende internationale Recht sowie die Menschen- und Bürgerrechte - der seit über einem halben Jahrhundert unter der israelischen Besatzung leidenden Palästinenser - zu schützen bzw. wieder herzustellen. Ein Boykott Israels wird dazu nur für den Fall - und genau so lange gefordert, wie Israel darauf beharrt, die unstrittigen Rechte der Palästinenser zu ignorieren. Da die BDS-Kampagne sehr genau zwischen Juden und Israel differenziert, existiert schlicht keine Boykott-Forderung gegen Juden, die einen NS-Vergleich („Kauft nicht bei Juden“) rechtfertigen könnte. Da Juden über Jahrhunderte hinweg marginalisiert und entrechtet worden sind, sollte es vielmehr selbstverständlich für deren Vertreter sein, sich den Forderungen der BDS-Kampagne anzuschließen, so wie die "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V." oder die amerikanische Organisation "Jewish Voice for Peace“.

Was muß noch geschehen, bis die bedingungslosen Unterstützer Israels begreifen, daß sie nicht nur die Existenz der Palästinenser zerstören, sondern auch die der jüdischen Diaspora?

 (ts)

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