Institut für Palästinakunde
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Am 26. Juli 1970 gab König Hussein bekannt, dass er bereit sei, die amerikanischen Vorschläge zur Lösung der Palästina-Frage zu unterstützen. Die Befürwortung dieses „Rogers-Plans“ wurde in der bestehenden konfliktreichen Situation Gegenstand der Auseinandersetzungen. Die Kommandos sahen in ihm einen versuch zu einer friedlichen Lösung auf Kosten der Palästinenser und riefen in einer gemeinsamen Erklärung vom 9. August 1970 zum revolutionären Volkskrieg auf. Daraufhin gab Radio Bagdad am 18. August bekannt, dass der Irak seine in Jordanien stationierten 12.000 Soldaten dem Oberbefehl König Husseins entzogen und den Fedayin zur Verfügung gestellt habe.

Am 29. August brachen schwere Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Fedayin in Amman aus. Hussein gab in einer Rundfunksprache öffentlich bekannt, dass er Übergriffe der Kommandos und der irakischen Truppen nicht tatenlos hinnehmen werde. Der Irak verlegte daraufhin weitere 5.000 Soldaten zur Unterstützung der palästinensischen Widerstandsorganisationen nach Jordanien und drohte mit der militärischen Intervention.

In den folgenden Tagen traf ein Schlichtungskomitee des Rates der Arabischen Liga ein, um den Konflikt auf friedlichem Wege beizulegen. Die Initiative erschien zuerst erfolgreich. Die jordanische Regierung und die Widerstandsorganisationen unterzeichneten am 8. September eine Vereinbarung über eine „sofortige und endgültige Waffenruhe“.

Wenige Tage später kam es in Nordjordanien zu blutigen Kämpfen zwischen Armee und den Fedayin. Irbid, Zarqa und die von Amman kommenden Zufahrtsstrassen fielen in die Hände der Kommandos.

Am 6. September erhielten die Auseinandersetzungen eine neue Dimension. Die PFLP von Georg Habbash organisierte vier Flugzeugentführungen, von denen drei erfolgreich durchgeführt wurden. Daraufhin hat die PLO demonstrativ den PFLP-Entführern die PLO-Mitgliedschaft aberkannt. König Hussein distanzierte sich ebenso von den Flugzeugentführungen.

Am 16. September übertrug König Hussein der Armee die Staatsgewalt, nachdem er zuvor das gesamte Kabinett entlassen hatte. Die Widerstandsbewegungen reagierten sofort auf Husseins Kurswechsel und schlossen sich enger zusammen.

Am 17. September 1970 begann der Bürgerkrieg mit einem Angriff der jordanischen Armee. Dieser löste intensive internationale Aktivitäten aus. Präsident Nixon zog die Möglichkeit in Erwägung, amerikanische Truppen in Jordanien zu landen. Die UdSSR warnte vor jeglicher Intervention in Jordanien. Auch die israelische Regierung betrachtete die Situation in Jordanien als eine Gefahr für den Waffenstillstand. Ein Sieg der Guerilla würde alle Friedensmöglichkeiten zunichte machen. Der syrische Präsident Nureddin al-Atassi rief die arabischen Staaten zur Intervention auf, um das Massaker zu stoppen. Das einzige Land, das diesem Aufruf folgte, war Syrien selbst.

König Hussein und sein Vorgehen wurden sowohl intern als auch öffentlich scharf kritisiert. Nachdem er am 26. September eine neue Regierung ernannt hatte, in der mehrere Militärs Ministerposten übernahmen, tagte am gleichen Tag die von den arabischen Staatschefs gebildete Friedenskommission in Kairo. Der sudanesische Präsident Numeiri erklärte, Jordanien wolle mit Hilfe Israels und der USA die palästinensische Widerstandsbewegung vernichten. König Hussein beugte sich dem Druck der arabischen Staaten und schloss am 27. September in Kairo mit Arafat ein Waffenstillstandabkommen, das beiderseitigen Truppenabzug aus Amman, die Freilassung aller Gefangenen und Aufhebung des Kriegsrechtes vorsah. Zur Überwachung des Waffenstillstandes wurde eine Kommission unter Leitung des tunesischen Premierministers al-Bahi al-Adgham gebildet. AUGUSTIN, Ebba (1987): Jordanien im Spannungsfeld des Palästinakonfliktes. Kiel

Am 13. Juli 1971 begann die letzte Offensive der jordanischen Armee gegen die Verbände der PLO. Abgeschnitten kämpften die Feddayin bei Jerash und Ajloun einen verzweifelten und aussichtslosen Kampf. Sechs Tage später am 19. August gab der jordanische Ministerpräsident Wasfi Tall bekannt, dass es in Jordanien keine Guerillabasen mehr gebe. Die PLO war geschlagen; ihre politisch-militärische Präsenz in Jordanien liquidiert. 30 000 Palästinenser verloren ihr Leben in diesem blutigen Bürgerkrieg. Übereinstimmend beklagen alle Berichte sowohl vom September 1970 als auch vom Juli 1971 die Brutalitäten und Grausamkeiten der jordanischen Armee.

FRANGI, Abdallah (1982): PLO und Palästina – Vergangenheit und Gegenwart. Frankfurt am Main. R.G. Fischer Verlag.

(di)

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